Schweizer Kirchenbautag

Basel

Don Bosco

Daten

Baujahr | 1934 – 1937
Konfession | Römisch-katholisch
Bautypus | Kirche
Adresse | Waldenburgerstrasse 34
Architekt | Baur, Herrmann
GPS | 47.55409, 7.60866
Google Maps | Swisstopo

Umnutzung

Jahr | 2017
Eigentumsverhältnisse | Abgabe im Baurecht
Baumassnahmen | Umbau
Nutzungsform | Zusammennutzung
Nutzungsart | Kulturell
Kurzinformation | Nutzung als Musik- und Kulturzentrum. Marienkapelle im UG dient weiterhin als Andachts- und Gebetsraum. 

Weitere Informationen

Die 1934–1937 errichtete und unter Denkmalschutz stehende Kirche Don Bosco ist der erste Kirchenbau von Hermann Baur. Der Architekt beschäftigte sich Zeit seines Lebens intensiv mit der Entwicklung eines zeitgemäßen Sakralraums und war aktiv an den Diskussionen über eine moderne Liturgie in der katholischen Kirche beteiligt. Da sie den Unterhalt und die Sanierungen ihrer Liegenschaften nicht mehr finanzieren konnte, wurde 2012 der letzte Gottesdienst in der Kirche gefeiert. Seither suchte die Römisch-katholische Kirche Basel-Stadt (RKK BS) nach einer Neunutzung, wobei die Kapelle im Untergeschoss weiterhin als Sakralraum genutzt werden sollte.

Zunächst wurden zwei Ideen für eine Neunutzung des Kirchenraumes geprüft. Der erste Vorschlag projektierte eine Nutzung als Proben- und Konzertsaal für das Basler Orchester Sinfonietta und sah den Einbau einer Bühne für 60 bis 70 MusikerInnen, eines Foyer mit Garderobe und Bar sowie eines Zugangs zu den Toiletten im UG vor. Der zweite, einfacher angedachte Vorschlag plante eine Nutzung durch die Musikakademie Basel als Konzertsaal für bis zu 500 ZuhörerInnen. Im UG sollten mindestens drei als „Haus im Haus“ konzipierte Übungsräume entstehen. Das Büro SchwarzGutmannPfister erstellte für beide Vorschläge Machbarkeitsstudien. Beide Varianten waren bei der RKK BS aufgrund der hohen Umbaukosten und der ungeklärten Finanzierungsfrage jedoch nicht mehrheitsfähig. Während weitere Abklärungen liefen, fand 2015 in der Kirche eine Ausstellung zum Thema Sterben mit Fotografien von Walter Schels statt. 2016 beherbergte der Raum die Ausstellung «The Mass is ended» mit 50 grossformatigen Fotografien des Mailänder Fotografen Andrea Di Martino, die umgenutzte italienische Kirchen und Kapellen zeigen.

Mit der Gründung des Vereins «Musik- und Kulturzentrum Don Bosco» zeichnete sich ab 2016 eine Lösung für die zukünftige Nutzung der Kirche ab. Während die Marienkapelle im UG der Pfarrei Heiliggeist weiterhin als Sakralraum zur Verfügung stehen sollte, sollten der Kirchenraum, das Pfarreiheim und die Ergänzungsbauten neu als Musikzentrum mit Konzertsaal und Proberäumen dienen. Am 18. Oktober stimmte die Synode der RKK BS dem Antrag des Kirchenrats der Aufteilung des Kirchenareals Don Bosco sowie der bestehenden Bauten in Stockwerkeigentum und der Abgabe von Anteilen im Baurecht an den Verein zu. Während der Verein die Hauptkirche, das Pfarreiheim und die Grundflächen für die Kirchenanbauten im Baurecht übernahm, verblieben die Kapelle, der Turm mit dem Geläute und das Pfarrhaus im Eigentum der RKK BS.

Dank grosszügiger Spenden von Privaten und Stiftungen konnte der rund 11 Millionen teure Umbau der Kirche 2018–2020 durch Martin Pfister Architekten realisiert werden. Bund und Kanton beteiligten sich zudem an der Sanierung der Fassade. Der ehem. Kirchenraum wurde zu einem unterschiedlich bespielbaren Probe- und Konzertsaal (Paul-Sacher-Saal) umgebaut, der Platz für 500 Personen bietet. Die Bodenbeläge aus Tonplatten wurden durch Weisstannenriemen ersetzt. Mit der Verkleidung der Holzbalkendecke des Mittelschiffs mit Platten aus Holz- und Schafwolle und mit dem Anbringen von einstellbaren Fensterläden konnte die Raumakustik verbessert werden. Die Bodenheizung wurde durch eine Radiatorenheizung in den Seitenschiffen ersetzt. Der Einbau einer Holztribüne verbesserte die Sicht auf die Bühne und auf das darunterliegende Foyer. In Einvernehmen mit der Denkmalpflege wurde die an die Kirche angebaute Sakristei um drei Fensterachsen erweitert. Die bereits von Baur im ursprünglichen Entwurf vorgesehene, damals aber nicht realisierte Erweiterung der ehem. Sakristei beherbergt heute Büroräume sowie ein Tonstudio, ein Stimmzimmer und Garderoben. Im UG der Kirche wurde mit dem Heinz-Holliger-Auditorium ein neuer Proberaum geschaffen. Das Angebot wird von einem multifunktionalen Studio sowie einem Foyer mit Küche ergänzt. Die Kapelle wurde saniert. Im UG des ehem. Pfarrhauses befinden sich heute die Büroräume des Vereins.

Seit der Eröffnung am 17. Oktober 2020 wird das neue Musik- und Kulturzentrum kostengünstig musikalischen Institutionen (Orchestern, Chören, Bands) und musikalischen Ausbildungsinstitutionen (Musikhochschule und Musikschule) sowie weiteren förderungswürdigen Organisationen zur Verfügung gestellt. Der Betrieb des Musikzentrums, der durch die Don Bosco Basel GmbH wahrgenommen wird, ist selbsttragend. Um den Zweck vollständig erfüllen zu können und die Interessen des Vereins Kulturzentrum Don Bosco Basel zu gewährleisten fungiert der Verein als alleiniger Gesellschafter der GmbH. Mit den Hauptnutzern, dem Kammerorchester Basel, der Basel Sinfonietta und der Mädchenkantorei Basel, sind wichtige Vertreter der klassischen Musik mit an Bord dieses exemplarischen Kultur-Umnutzungsprojekts. (Stand 2023)